Lyrische Werke ❀ Gedichte ❀ Poeme
Als Lyrik bezeichnet man die Dichtung in Versform, welche die dritte literarische Gattung neben der Epik und der Dramatik darstellt. Lyrische Werke werden auch Gedichte genannt.
Nochmal erglühen, noch einmal erglänzen
und wieder an endlosen Ufern stehen.
Nochmal in wärmenden Armen bei Tänzen
und später in lauwarme Nächte gehen.
Noch einmal hoffen und fühlen,
dass alles an einem Anfang steht
und innig lieben, tiefes Wünschen,
dass d i e s e r Mann nie wieder geht.
Noch einmal malen, dichten, singen,
Musik erklingt im Abendschein,
dann mein Gefühl zum Ausdruck bringen,
dafür von dir geliebt zu sein.
Warum nicht noch einmal fliegen und schweben
im Gleiten schreien, den Vögeln gleich?
Aus tiefstem Herzen alles geben
und so begreifen:
Wir sind reich!
Was blieb uns von der Leichtigkeit
der Kinderzeit zurück?
Wir brauchten nicht zu suchen,
wir hatten es, das Glück.
Ein Kind sieht es in Wiesen,
am Feldrand und im Wind,
in Wolken, klaren Pfützen
und wenn ein Tag beginnt.
Mit dem Erwachsenwerden
ist es mir weggekommen.
Wir suchten nach dem Sinn.
Er schien wie fortgenommen.
Ich bin jetzt neu begegnet
dem warmen Frühlingswind
und lernte mich zu freuen,
wie damals schon als Kind.
Glück ist wie ein Löwenzahn,
der abends schlafen geht
und über Nacht verblühen kann,
am Morgen sterbend steht.
Nun grau geworden
reicht ein Wind,
ihn einfach wegzublasen.
Aus einem gelben Teppich wart
ein regengrauer Rasen.
Doch wenn du je ein Glück begreifst,
dann wird es immer bleiben.
Du siehst den gelben Teppich noch,
wenn längst schon Schirmchen treiben.
Wenn Raubvögel schreien
in gleitendem Flug,
dann geht das tief in mich ein.
Ich schaue nach oben
ins leuchtende Blau
und möchte mit ihnen sein.
Das Stürzen nach unten,
sich fangen im Fall
und wieder die Höhe erreichen,
für mich faszinierend,
ich kann es empfinden
und mit meinem Fühlen vergleichen.
Alte Liebe, wärmende Haut,
kannst vor tödlichen Wunden mich schützen
und brennende Risse zaubernd verschließen.
Wärmst mehr als weiche wollene Mützen,
lässt Glückszwerge wachsen, zu helfenden Riesen.
Alte Liebe, schützende Haut,
hältst meine Seele im Gleichgewicht.
Bist wertvoller noch als heilendes Kraut.
Sieht man dich auch von außen nicht,
dich fühlt, wer mit der Seele schaut.
Halten und fangen zugleich, fällt schwer.
Zu groß ist die Kraft der Gefühle.
Doch Bilder wegzugeben macht leer,
Vergangenheit ungleich Ziele.
Aber das Eine ist im andern verwebt,
will sich einfach nicht trennen lassen.
Was war, was jetzt ist, alles gelebt,
Gefühle kannst du nicht fassen.
In der Bewegung zählt ein Spagat als gelungen,
wenn du wieder auf beiden Beinen stehst.
Und wirklich gut ist, wenn du danach
in eine Richtung weitergehst.
Da ist ganz zögernd ein Zwitschern zu hören.
Die Probe für das große Konzert.
Fünf Töne schon für die Märzouvertüre,
durch Teilzeitbesetzung noch mächtig erschwert.
Doch kommen die Künstler dann heim aus dem Süden
und steigern sich zur Perfektion.
Dann finden sich Seelen ganz zärtlich liebend
und Frühling bleibt nicht mehr Vision.
So ein Tag
geht mir niemals verloren,
gelbe Fülle, Schönheit und Licht.
Sonnenblumen vor leuchtendem Himmel,
das Kribbeln im Bauch,
dazu dein Gesicht.
Ich schließe die Augen
und halte es fest,
das Bild dieser leuchtenden Fülle
und nehme es mit,
wenn der Abend beginnt
mit seiner zärtlichen Stille.
Der Sommer schenkt alles
mit einem Mal,
wie wir in dieser Nacht,
kraftvolle, sinnliche Liebe
zu Ewigkeit gemacht.
Der Morgen berührt zart die Wiese,
weckt leise die Vögel, hängt Tropfen ins Gras,
die schaukeln verliebt in der Sonne
und gleiten zu Boden, zersprengen wie Glas,
davon trinken heimlich die Amseln
und schwingen sich auf, ein Morgen beginnt.
So schön, dass uns fast nicht bewusst wird,
einmalig der Tag und das Leben verrinnt.
Das Dunkeln
beginnt wieder früher
und rauchiger atmet
die welke Natur.
Das Laub bedeckt
raschelnd die Wege,
schon zeichnet der Herbst
seine farbige Spur.
Noch Sommer
und doch schon vorüber.
Als Reif endet morgens
der Nebel im Gras.
Scheint mittags
noch wärmende Sonne,
verwandelt sie ihn
in Perlen aus Glas.
Der erste Reif hat die Blüten verletzt.
Das Gras duftet herbstlich. Bald färbt es sich braun.
Die letzte Sonnenblume hält ängstlich sich fest
am alten, grünen Gartenzaun.
Gestern Morgen füllte milchweißer Nebel
den ganzen Garten, bis hin zum See.
Ich hörte die Krähen und meine Gedanken
gingen bereits zum ersten Schnee.
Bis dahin aber, wird Sonne noch sein,
buntes Laub raschelnd fallen aus leuchtendem Blau.
Ich schaue auf Knospen, die winzig klein
in sich Hoffnung tragen. Das weiß ich genau.
Noch schneidet der Wind
das Feld in zwei Teile.
Die Wege sind grau und vereist.
Ich suche die Vögel.
Ich brauche die Lieder.
Der Wald jedoch
scheint verwaist.
Doch plötzlich, jetzt, endlich,
nun singt sie wieder.
Im Regen entdecke ich schwarz
ihr Gefieder,
im Baum,
wo ich vorher nichts sah.
Mit ihr ist mein Frühling
jetzt da.
Ein Jahr ist wie ein Schmetterling,
berührend zart und schnell vorüber.
Du hältst ihn nicht, wie im April
die morgenleichten Amsellieder.
Du hältst ihn nicht, wie Sommerwiesen,
die irgendwann im Herbst verblühen.
Und auch das Blatt am Baum, unhaltbar,
so wie der Sommer, muss es gehen.
Wenn Winter kommt, wird einer fragen:
„Hast du den Schmetterling gesehen?“
Nicht jede Bindung bleibt bestehen,
das musste ich erfahren.
So kann es jedem von uns gehen,
dann heißt es zu bewahren.
Nicht alle Bäume werden groß
und ragen in die Weite.
Nicht jeder, der ein Freund dir war,
bleibt lang an deiner Seite.
Doch wenn du es kannst,
erhalte das Stück,
was dir Licht und Wärme gegeben.
Lege es vorsichtig rein
in das Schatzkästlein Glück,
denn es ist ein Teil vom Leben.
Ich habe heute Morgen
ein graues Haar gepflückt.
Ich hielt es in die Sonne
und lächelte zurück.
Da waren so viel Träume,
so viel erlebtes Glück.
Es war in mir auch Angst,
manch dunkelgraues Stück.
Wie schnell das Leben fortfliegt.
Wir fliegen nicht allein.
Ich habe es angenommen
und war für Jahre dein.
Jetzt möchte ich dich nicht zwingen
und stehe ganz allein
mit meinem harten Ringen,
wie soll die Zukunft sein?
Ein Mensch, der selber kämpfen kann,
um einen Sonnenmorgen,
kommt auch mit grauen Haaren an,
bezwingt mit andern Sorgen.
Tropfen rollen die Blätter hinab.
Das Auto sprengt Pfützen entzwei.
Die Rosenblüte hängt traurig und schlapp.
Von allen blühen nur drei.
Ich wünsche mir leichte Decken ins Gras
und die Hängematte zum Träumen.
Im Juli hing sie bei Sonnenschein
sonst immer zwischen den Bäumen.
Oder doch nicht?
Gibt es nicht oft solche Tage,
die regengrau uns umschleichen.
Sie stellen den Sommer
doch gar nicht in Frage
und werden
dem Sonnenschein weichen.
Es rauscht ein Sommerregen.
Im Zimmer brennt ein Licht.
Dies Rauschen ist ein Singen,
wenn niemand lauter spricht.
An Fensterscheiben fügen
die Tropfen sich zum Bild,
vergehen in Sekunden,
weil Wind mit ihnen spielt.
Du legst den Arm lieb um mich,
schaust auch dem Regen zu.
Gleich sehend,
fühlend und geborgen,
empfinden wir des Abends Ruh.
Schon wieder ein Jahr,
fast kann es nicht sein.
Wo sind die Tage geblieben?
Gewaschen, geputzt, geschimpft, gelacht
auch selten ein Brieflein geschrieben.
Und ab und zu mal aufgewacht
aus der Alltäglichkeit,
eine Blume gesucht,
ein Lächeln erhascht
oder beendet den schwelenden Streit,
in der Hoffnung die Wochen
besser zu nutzen,
in Liebe und Geborgenheit.
Dann wieder Stress,
die Freunde vergessen,
bei ihnen entschuldigt
mit fehlender Zeit.
So ist es, das Leben.
So eilt es vorbei.
Ich nehme mir vor zu bedenken,
ein Tag ist nicht lang,
doch für mich lang genug,
um ein Gefühl zu verschenken.
Eine Welle rollt aus
und bringt Steinchen zum Tanzen.
Unendlich folgen andere nach.
Ich fühle mich als Teil dieses Ganzen,
sehr klein nur und mit Sinnen hellwach.
Wie lange schon lebt das Meer so unendlich?
Wie viele Menschen saßen hier schon im Sand?
Und wie oft kam es vor, dass bei all diesen Träumen
ein Mensch einen anderen Menschen empfand?
Braune Felder zukunftsoffen
liegen herbstlich neu und locker.
Das Grün der Bäume hinweggezaubert,
verwandelt in gelb sich,
in rot und in ocker.
Der graue Streifen Autobahn
ist von Wolkenbergen behangen.
Die Blätter wirbeln rasend im Tanz.
Der Sommer ist wieder gegangen.
Doch wird ein neuer Frühling kommen
und aus den Früchten die Samen erwecken.
Und zarte Blätter werden sein,
die heute in Knospen
sich wartend verstecken.
Herbstwind verliert sich in Bäumen,
wie das Jahr in der ewigen Zeit.
In Dunkelheit können wir träumen
von der Beständigkeit
des Wiederkehrens der Blumen,
des Sommers und des Lichts.
Man könnte fast vermuten,
es wäre hier jetzt nichts.
Oder doch?
Da sind Bäume im Nebel,
sind frostige Gräser und Blätter mit Eis.
Und eure herzliche Wärme,
die ich zu schätzen weiß.
Wie Kinder im Räubergarten
mit Malzeug und Büchern
unter dem Arm,
mit Blick in die Wiese,
auf unserer Decke,
damals brannte die Sonne
auch warm.
Dann umgewendet,
den Bauch angebräunt,
über uns dieses leuchtende Blau
und keinen Sonnenstrahl versäumt.
So war ich Kind,
jetzt bin ich Frau
und spüre außer der Sonnenwärme
noch eine andere mit dir.
Wir können noch wie Kinder lachen
und fühlen, auf der Decke hier.
Ein neuer Anfang,
wie eine Straße,
du siehst nur
die ersten Meter Asphalt.
Du weißt nichts
von Kurven,
du kennst nicht den Anstieg,
vielleicht kommt Gefälle
und du suchst nach Halt.
Vielleicht geht auch vieles
spielend und einfach.
Kaum ist es begonnen,
schon alles erreicht
und du hättest Gründe
zum Lachen.
So oder so,
du suchst es nicht aus.
Du kannst nur das Beste
draus machen.
Es gab Stunden, Tage, Wochen,
die waren in den Sand geschrieben.
Von der Wärme oder Kälte
ist mir nichts zurückgeblieben.
Nur ein Datum, eine Zahl
aber kein Gefühl.
Um sie auszulöschen,
braucht der Wind nicht viel.
Und dann wiegen Augenblicke
ganze Jahre auf.
Lava bildet Inselstücke
und ich lebe drauf.
Mit der Zeit bewachsen Wälder
meine Inselwelt.
Es entstehen neue Wege und
ein neues Feld.
Und würdest du mich nicht berühren,
ich fühlte dich trotzdem in mir,
empfinde sanft dein tiefes Beben.
Es ist so zärtlich, niemals Gier.
Du lächelst deinen Wunsch herüber,
wie Morgenwind im Apfelbaum.
Wir fühlen die Verletzbarkeit.
Du sprichst von einem schweren Traum.
Ich denk an Seifenblasen.
Wir stecken frisch gepflückte Blüten
in braune Bauernvasen.
Der Regen ist vorüber,
der Himmel aufgehellt,
ein zarter Perlenschleier
bedeckt das ganze Feld.
So viele kleine Tröpfchen,
wie Spieglein aufgereiht,
verwirren blitzend Lichter
und wir sind hier bereit,
den Sommer aufzunehmen
mit seiner ganzen Pracht.
Beschrieben es nicht Dichter?
Sie haben diese Liebe
doch auch nicht nur gedacht...
Wie eine Truhe mit seidenen Tüchern,
blassblau, silbern und rauchiges Weiß,
lichtbeglänzt mit feuriger Röte.
Der Morgen lässt hoffen, erwartungsvoll, leis.
Perlengewebe bedeckt unsere Wiese.
Das Licht blitzt und funkelt,
die Tropfen verglühen.
Und bald,
nur wenige Stunden später
wird vor leuchtblauem Himmel
eine Dahlie erblühen.
Ich bin dabei, mich einzunähen
in einen engen Sack aus Leid.
Der Faden Angst ist eingefädelt
und bringt zu Ende das lederne Kleid.
Kaum schauen noch die Arme vor,
sie selber nähen um mich weiter.
Fast seh’ ich nicht mehr das offne Tor,
hoch zum Fenster die hölzerne Leiter,
auf der dieser Mann kam, mich zu besuchen,
um mich zu lieben, die ganze Nacht,
mit mir zu sprechen, zu tanzen, zu beben.
Ach, wie hat er mich lebbar gemacht!
So dauerhaft kraftvoll und weiberhaft stark,
dass meine Hand plötzlich innehält –
den Faden zertrennt, das Kleid von mir reißt,
die ganze Trauer von mir fällt,
denn ich hab mich erinnert, was lieben heißt!
Nichts ist für die Ewigkeit,
auch Gänseblümchen nicht.
Sommertage werden kürzer,
tiefer steht das Licht.
Blätter gleiten ein Mal nur
von den Zweigen nieder.
Weiter geht die Jahresuhr.
Fröste kehren wieder.
Weiße Glöckchen schieben sich
mutig durch den letzten Schnee.
Regentropfen peitschen bald
über unsern kleinen See.
Ist dir eigentlich bewusst,
wie die Jahre fliegen,
wenn wir friedlich wie die Welpen
beieinander liegen?
Lächelnd gibst du zu verstehen,
dass du es genauso weißt.
Nimmst mich zärtlich in die Arme,
fühlst, wie ich, was leben heißt.
Zwanzigtausend Sonnenmorgen
habe ich, vielleicht.
In den wärmsten, tiefsten Stunden
hast du mich erreicht,
mit den Händen, mit den Augen
und mit allen Farben,
küssetief auf meiner Haut
brennen nun die Narben.
Abendsonne in den Augen,
Glut in meinem Schoß
und mit jedem zarten Ton,
wächst sie riesengroß,
meine Sehnsucht, deine Wildheit,
meine Fantasie.
Tiefer in den heißen Wellen,
tiefer, war ich nie.
Es wird dunkel und kälter.
Das Jahr neigt sich wieder.
Wie schnell es doch vorüber war.
Da sind die ersten Weihnachtslieder
und erste Fröste streng und klar.
Bin ich an meinem kleinen Ziel
zufrieden angekommen?
Hab‘ ich getan, was nötig war,
was ich mir vorgenommen?
Das ist an manchem Tag nicht leicht.
Das Leben fliegt schnell weiter.
Deshalb wünsche ich Kraft und Glück
und seht die Sache heiter.
Ich schließe die Augen und atme tief durch,
inhaliere den freundlichen Amselgesang.
Es wärmt mir die Seele. Nun endlich ist Frühling
und noch einmal Kälte, macht mich nicht mehr bang.
Die Kräfte der Sonne sind stärker geworden.
Die Wiese ist grün und die Beete sind bunt.
Die Blütenknospen am Sauerkirschbaum
sehen „hochschwanger“ aus, zufrieden und rund.
Wieder und wieder betrachten wir Blumen.
Im Sommer laufen wir daran vorbei.
Jetzt reizt uns die Farbe, das Licht und das Grün,
als wäre alles zum ersten Mal neu.
Die Stare pfeifen aufgebracht,
als hätten wir nicht längst gesehen,
die Vogelbeeren leuchtrot am Baum,
der Sommer musste gehen.
Erste Kastanien rollen zur Erde,
verstecken sich unter knisterndem Laub.
Am Feldrand entdecke ich Spuren der Pferde,
wo Weizen sich wog,
stehen Stoppeln im Staub.
Die Spaziergänge müssen wir früher beenden,
denn in Dunkelheit finden Wege sich schwer.
Wärme können in Briefen wir senden,
vom Wetter geschenkt, wird sie uns nicht mehr.
Von überall her scheint plötzlich die Sonne.
Das Licht trägt die Schwere der Einsamkeit fort.
Wir lieben ekstatisch, beginnen zu fliegen,
du nimmst meine Hände und flüsterst das Wort.
In kraftvollem Tanze besteht keine Frage,
wir tragen einander behutsam zum Licht.
Du flutest mein Leben mit zärtlicher Fülle
und Angst vor dem Winter verbittert uns nicht.
Du hast meine Seele mit Licht überschüttet,
die Gedanken mit Freude, meinen Körper mit Glück.
Wir halten einander in Liebe umschlungen,
Wir tanzen gemeinsam, es gibt kein Zurück!
Die Sommer meiner Kindheit
erscheinen mir heute unendlich reich.
Zum Hunger nach Sonne und Wärme
im heutigen Stress überhaupt kein Vergleich.
Ich übe mich im Genießen
und im Empfinden von Gras und Licht.
Doch schon überkommen mich Pflichten.
Ich lasse mich drängen.
Es gelingt mir noch nicht,
mich zu freuen über ein Lächeln
oder über eine herrliche Sicht,
die mich als Kind faszinierte.
Ganz so wie damals schaffe ich es nicht.
Ein jeder trägt sein Päckchen,
sagt eine Redensart.
Oft ist das schon ein Schleppen,
das Leben manchmal hart.
Zur Lösung der Probleme,
da gibt es keine Pille.
Es reicht auch nicht alleine
ein eisenstarker Wille.
Doch leben wir mit Hoffnung,
in Offenheit und Zuversicht,
dann krabbeln wir gemeinsam
von unten,
wieder hoch ans Licht.
Im Regen kannst du weinen,
man sieht die Tränen nicht.
Das Wasser spült die Sorgen weg
und wäscht dir dein Gesicht.
Im Sturm darfst du auch schreien,
das Rauschen nimmt es fort
und legt es ab am Wiesenrand,
am still geword’nen Ort.
Schrei es heraus und weine!
Und lebe Neubeginn,
der alles frisch erblühen lässt
in einem frei belebten Sinn.
Der Boden ist noch warm
in meinem Wiesengrund.
Die Blüten schon verdorrt,
mein Apfelbäumchen bunt.
Wie immer war der Sommer
viel kürzer als gebraucht.
Nun hat der erste Frost
die Blumen angehaucht.
Jetzt heißt es wieder
Abschied nehmen
und Kräfte sammeln für die Zeit,
wo alles dunkler wird und kühl.
Der nächste Sommer ist so weit!
Doch bleibt ein Glücksgefühl.
Es wird wieder wärmer.
Der Winter friert nieder,
gibt zögernd uns
Stücke der Erde frei.
Die Amsel beginnt
ihre Frühlingslieder.
Du nimmst meine Hände
und lächelst dabei.
Bald ist es geschafft,
das Ende des Dunkels.
Bald werden die Blumen
sich zeigen dem Licht.
Mich stimmt etwas heiter,
denn so war es immer.
Der Frühling wird kommen,
denn Winter bleibt nicht.
Wie aus der Wirklichkeit gehoben
und in ein warmes Nest gesetzt.
Es gibt an diesem Tag kein Wort,
das meine Seele tief verletzt.
Ich bin geschützt durch deine Liebe,
gewärmt durch deine Zärtlichkeit.
Und es verlieren Relationen,
die Angst, der Sinn und auch die Zeit.
So gibt es sie doch,
diese endlosen Stunden,
die eingepflanzt wurzeln
in dir und in mir,
die Hoffnungsbäume wachsen lassen,
aus dieser Kraft vom ich zum wir.
Es rührt mich an,
ganz unverhofft,
es geht mir viel zu nah.
Der Weg,
den wir gemeinsam gingen,
liegt unverändert da.
Was soll ich tun,
schnell weitereilen
und neue Pfade finden?
In Angst vor der Erinnerung
Gefühle überwinden?
Ich bleibe stehen, halte inne,
weil ich es fühlen will.
Veränderungen auch in mir,
die Zeit, sie steht nicht still.
Es rührt mich an,
ganz unverhofft,
warum soll es nicht sein?
Der Weg,
den wir gemeinsam gingen,
den geh’ ich nun allein.
Lass mich in deine Seele schauen.
Ich brauche diesen Widerschein,
im See, dem endlos, tiefen, blauen,
wo sich verbinden dein und mein.
Lass mich in deine Augen sehen.
Im Spiegel meines eig’nen Ich’s,
kann ich so vieles erst verstehen,
ganz ohne dich, gelang das nicht.
Lass mich in deine Seele blicken,
damit ich weiter lieben kann,
nicht Hass und Tränen mich ersticken.
Lass wachsen mich, freu’ dich daran!
Was hat dir heute Morgen
dein Herz so schwer gemacht?
Du hast dich nicht wie sonst
frei in den Tag gelacht.
Was drückte heute Morgen
dir deine Flügel nieder?
Du sangst nicht wie sonst immer,
uns leichte Morgenlieder.
Ich weiß es nicht,
doch merkte ich,
als wir uns fest gedrückt,
sind alle deine Sorgen
ein Stückchen weggerückt.
Du bist wie eine Hand voll Hoffnung,
wenn alles zu zerbrechen scheint.
Du fängst mich auf, wenn ich schon falle.
Du bist es, der es ehrlich meint.
Ich kann in dir die Liebe finden,
auf Wegen, die nach Hause führen.
Und zwischen uns, das ist so wichtig,
sind niemals fest verschlossene Türen.
Ich möchte alles dafür tun,
dass dieses Glück erhalten bleibt
und dass kein eisiges Gewitter
uns beide auseinander treibt.
Das Glück der Kindheit
noch einmal fangen,
dort, wo der Wind
die Wiese durchkämmt.
Dort, wo die Füße
auf sandigem Boden,
uns schneller tragen
und ungehemmt.
Wo unsere Hände
fester sich fassen,
beim Sprung über einen
schmutzigen Bach.
Wo unsere Herzen
nichts wirklich hassen.
Wo Kräfte wuchsen
für das Danach.
An diesem Monat messe ich
das liebe kurze Jahr.
In dieser Zeit vergess’ ich nicht,
wie es erlebbar war.
Ein Frühling im Garten,
ein Sommer voll Licht,
der Herbst mit den Freunden,
dein frohes Gesicht.
Und wenn jetzt im Winter
kein Blatt mehr
den Baum schmückt
und wenn dazu lautlos
das Jahr
in die Zeit rückt,
dann wird mir bewusst,
ich habe gelebt und gefühlt,
auch wenn der Dezember
mit Frösten uns kühlt.
Als der Sommer verging,
zerriss mir das Band
und die Perlen rollten ins Gras.
Doch die Traurigkeit
existierte nicht lang,
denn ich fand sie wieder,
wie funkelndes Glas-
als Beeren am Strauch
und Tropfen aus Tau,
als leuchtende Blüte im Sand.
Wie ein Gefühl,
das einmal entglitt
und das ich danach wieder fand,
in reiferer Form,
mit anderen Tönen
und mit veränderten Farben.
Ich atme es ein
mit meiner Haut
und akzeptiere die Narben.
Immer wieder dieser Hunger,
Hunger nach dem Leben.
Immer wieder dieser Wunsch,
zu nehmen und zu geben.
Immer wieder Lust auf dich,
auf Haut und auf Gedanken.
Immer wieder abgebaut
die unnötigen Schranken.
Immer wieder Antwort suchen,
auf alle unsere Fragen.
Und dann immer wieder fühlen,
du wirst mich ertragen.
Ich will etwas fragen und öffne die Türe,
da ist ein Poltern zu hören.
Ein Stapel Bücher gleitet nach unten.
„Wie kannst du gerade jetzt stören?
Macht nichts Mama, komm trotzdem rein,
aber rege dich bitte nicht auf!“
Dazu komme ich gar nicht,
denn ich trete auf Murmeln
und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Im Fallen versuche ich etwas zu fassen
und fühle Feuchtigkeit.
„Da war vom Frühstück noch Tee in zwei Tassen.
Ich musste schnell weg, mir fehlte die Zeit.“
Mir reicht es!
Ich hole sehr tief Luft,
dass ich die Kritik jetzt loswerde.
Mein Kind malt ein Bild. Es pinselt und strahlt
und sitzt vor mir auf der Erde.
„Das Bild wird für dich.
Das will ich dir schenken,
dann räume ich alles zurück.“
Ich drück sie fest an mich, dann räumen wir auf
und beide empfinden wir Glück.
Oktober kann graubraune Pfützen verzaubern
in leuchtblaue Scherben aus spiegelndem Glas.
Und auf diesem Blau schwimmen Blätter und färben
die Wege uns rot, golden leuchtend, doch nass.
Längere Schatten und bissige Winde
zeigen nun schon das Ende der Wonne.
Tanzende Blätter, von Norden her Wolken
verdecken alsbald die wärmende Sonne.
Ich suche in Gesichtern
von Kind, von Frau und Mann,
ob ich in offnen Blicken
ihr Leben lesen kann?
Ich finde keine Tiefe,
die Blicke weichen aus,
gebeugte, dumpfe Masse.
Hier bin ich nicht zu Haus’.
Ich könnte lauthals schreien:
„Es ist ein Frühlingstag!
Wer will, kann sich befreien,
kann lieben, wenn er mag!“
Die Bahn öffnet die Türen,
die Masse quetscht hinein.
Ich will hier nicht erfrieren
und laufe kraftvoll heim.
Nichts ist fertig, nichts ist rund,
wie die Wolken ewig fliegen
und ein Sandkorn bleibt nicht lang
irgendwo am Boden liegen.
Immer ist der letzte Traum
nur ein Traum der letzten Nacht.
Nie die letzte Frucht geerntet,
weiter wird geweint, gelacht…
Niemals kann ein letzter Ton
in der Endlichkeit verklingen.
Wenn du das erfühlen lernst,
hörst du ewig dieses Singen.
Im warmen Sand am Ufer liegen,
so still, dass die Luft zu singen beginnt.
Und eine Handvoll Sand begreifen,
die rieselnd durch die Finger rinnt.
Die Brandung wird stärker,
ich fühle die Kraft,
die näher zu mir
will.
Ich spüre die Wellen,
die heiß uns umspielen,
das Meer, es ist nicht mehr still.
Jedes Atom mit einmal bewegt,
alles in Ursubstanzen zerlegt,
aus ich wird du und umgekehrt,
wenn keiner sich dagegen wehrt.
Mit dir im Sand am Ufer liegen,
so still, dass die Luft zu singen beginnt.
Und mit dem Sand die Zeit begreifen,
die lautlos durch die Finger rinnt.
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© Sonja Recknagel